Der BKK-Dachverband registriert im Juli wieder sehr hohe AU-Zahlen. Diese gingen nicht allein auf COVID19-Infektionen, sondern vor allem auf herkömmliche Atemwegsinfekte zurück.
Die in früheren Jahren übliche „Sommerpause“ im Krankheitsgeschehen ist in diesem Jahr nach einer Auswertung des BKK-Dachverbands ausgefallen. Der Krankenstand hat im laufenden Jahr mit einem Wert von 6,19 Prozent ein Niveau erreicht, das man sonst nur von starken Grippewellen her kennt, heißt es in einer Mitteilung von Montag. Der Wert liege im Mittel mehr als zwei Prozentpunkte über dem im gleichen Zeitraum der Vorjahre (2011-2021: 3,34 bis 4,26 Prozent), so der BKK-Dachverband. Auffällig sei dabei, dass zusätzlich zu den hohen AUKennzahlen im Zusammenhang mit COVID-19 (0,36 Prozent) ein extrem hoher Krankenstand beobachtet werden konnte, der auf herkömmliche Atemwegserkrankungen zurückgeht. Dieser AU-Wert liege mit 1,31 Prozent um mehr als das Vierfache über den Werten der vergangenen Jahre.
Im Juli seien die entsprechenden hohen AU-Werte in nahezu allen Berufen und Branchen registriert worden und hätten das im März 2022 gemessene Allzeithoch nur knapp verfehlt, berichtet der Dachverband nach Auswertung der Daten von 4,5 Millionen beschäftigten BKK-Mitgliedern.
Mitursache: Zeitweiser Wegfall der Option zur telefonischen AU-Meldung
Damit bestätigen die Zahlen eine Auswertung der AUZahlen durch die Techniker Kasse. Die TK hat kürzlich ebenfalls AU-Rekordwerte für das erste Halbjahr gemeldet. Demnach fehlten in der ersten Jahreshälfte die bei der TK beschäftigten Versicherte im Schnitt 9,1 Tage. Im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres beliefen sich die Fehlzeiten auf 6,8 Tage, im ersten Halbjahr 2020 waren es 7,9 Tage.
Als Ursachen für diese Entwicklung sieht der BKK Dachverband neben dem Auslaufen fast aller CoronaRegelungen ab Ende März auch den Wegfall der Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung bei leichten Atemwegsinfekten. Der Kassenverband nennt es konsequent, dass diese Option der telefonischen AU-Meldung Anfang August vom Gemeinsamen Bundesausschuss wieder in Kraft gesetzt worden ist.
Der BKK-Verband warnt, die außergewöhnlich hohen Krankenstände machten auch nicht vor den Beschäftigten in Gesundheitsberufen halt und könnten sich möglicherweise „kaskadenartig im Herbst/Winter verschärfen“.
Ermittelt wird der Krankenstand als Prozentanteil der Kalendertage im Betrachtungszeitraum, an denen jeder Beschäftigte im Durchschnitt krankheitsbedingt arbeitsunfähig war. Um den Prozentwert zu erhalten, müssen die AU-Tage je beschäftigtem Mitglied durch die Zahl der Kalendertage im Monat dividiert und anschließend mit 100 multipliziert werden.